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:: „Analoges Mädchen & digitale Welt“

Vor unserem Interview baten wir die Liedermacherin, Sängerin & Autorin Ulla Meinecke an den Ostseestrand von Rügen. Der Himmel war wie aus dem Bilderbuch, die Fischer des Ortes ließen uns in der Nähe ihrer Boote gewähren, und Ulla Meinecke gefiel die kleine Szene. Wie sich später herausstellte, sind ihre Lieder voll von Flüssen, dem Meer und anderer Poesie. Zur Sprache kam auch ihre besondere Freundschaft mit Udo Lindenberg und der titelgebende Song, den sie für Annett Louisan geschrieben hat.

  • Ulla Meinecke
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Fotos: Holger Martens

Heute ziehst Du aus“, „Wir passen nicht zusammen“ und „Alles schäumt“, so heißen einige Ihrer Titel. Haben Sie die im Privatleben jemals erklären müssen?

Meistens sind das Dinge, dich ich miterlebt habe und über die ich mich wundere. Das ist also nicht als Kampfansage gemeint. „Wir passen nicht zusammen“ ist auch ein unheimlich charmantes Lied. Ganz viele Menschen passen wahnsinnig gut zusammen, verlieben sich aber leider nicht ineinander. Bei anderen Paaren denkt man, was um Gottes Willen haben die denn miteinander zu tun? Die Liebe ist irgendwie subversiv.

1980 haben Sie das Album „Überdosis Großstadt“ veröffentlicht. Wenn Sie heute durch Ihre Großstädte gehen, stimmt diese Zeile immer noch?

Damals durchlebte ich eine schwierige Zeit. Dazu kam noch eine gewisse Beschleunigung des Lebens, die in den 1980ern begann und retrospektiv vielleicht fast gemütlich erscheint. Festmachen konnte man das zum Beispiel an den immer größer werdenden Werbeplakaten, die in Großstädten auftauchten. Werbung war überall und fing an, den Alltag und die Kommunikation zu beschleunigen und hochfrequent zu machen. Manches davon halte ich allerdings für eine Travestie von Kommunikation, weil man gar nicht wirklich miteinander redet. Das ist heute wieder sehr aktuell.

Sie leben seit über 30 Jahren in Berlin. Was ist aufregend und kraftraubend an dieser Stadt?

Das stimmt, und zwar immer im selben Haus an der Grenze Kreuzberg/ Schöneberg. Ich bin lediglich vom Hinterhaus ohne Bad ins Vorderhaus arriviert. Erst war es eine Wohngemein-schaft, heute wohne ich dort allein. Berlin hat schon lange eine gute Energie. Die Lebensqualität ist sehr hoch, und die Stadt lässt alle ihre Bewohner ganz gut leben.

Ihr Lieblinsplatz?

Neben einigen Orten in der Stadt und im Grünen ist das tatsächlich der Erker im Arbeitszimmer meiner Wohnung. Der Blick ist etwas Besonderes: kein Haus davor, auf der einen Seite schaue ich zum Potsdamer Platz, auf der anderen nach Zehlendorf, unten liegt das Gleisdreieck mit einem verwilderten und grünen Stück Brachland. Dort kommt jetzt so eine Art Central Park hin, damit geht ein alter Herzenswunsch von mir in Erfüllung.

Die 1980er Jahre haben schon vor einer Weile musikalisch ihr Comeback gefeiert. War das vorauszusehen?

Nein, aber ich bin in so etwas auch nicht gut. Dafür sind die Trendforscher zuständig.

Welchen anderen Musiker und Künstler haben Sie beeinflusst?

Da gibt es ganz viele, die mich beeinflusst oder einfach mit Lebensenergie gespeist haben: Tom Waits, Randy Newman, John Lee Hooker, Tom Petty zum Beispiel. Mit Udo Lindenberg und Annette Humpe habe ich fast familiäre Beziehungen. Udo ist einer meiner ältesten Freunde.

Auf der aktuellen Best-of-CD widmen Sie den Titel „Der Junge am Fluss“ Ihrem früh verstorbenen Freund Rio Reiser. Gibt es diesen Künstlertypus heute noch, den er verkörpert hat?

Ja klar, dieses Typus gibt es immer wieder, nicht nur als Musiker. Das sind Menschen, die einfach nicht anders können als intensiv zu leben. Das muss man körperlich natürlich auch aushalten. Manche Künstler die ich kenne haben Exzesse gefeiert, da wären andere Menschen schon fünfmal gestorben. Den Song für Rio konnte ich jetzt nach all den Jahren und mit dem zeitlichen Abstand machen.

Das Album „Löwen“ enthält eine Sammlung einiger Lieblingssongs mit englischen, amerikanischen und australischen Texten. Wie haben Sie diese Musik entdeckt?

Die sind im Laufe der Zeit zusammen gekommen. Als es dann um das Album ging, habe ich mir riesige Zettel genommen und dort alle Titel aufgeschrieben. Daraus entstand diese Auswahl. Eine Schwierigkeit war dabei, dass sich nicht alle Songs ohne weiteres ins Deutsche übertragen lassen. Der amerikanische Highway ist eben nicht vergleichbar mit der deutschen Autobahn, das ist ein eigener Mythos. Dieses Gefühl vom Verlorengehen schwingt dort in bestimmter Musik immer mit.

Gab es von einigen Musikerkollegen dort ein Feedback?

Ja, Billy Joel zum Beispiel hat mir einen Brief geschrieben, nachdem der ganze Vorgang der Übersetzung und des Genehmigens fast ein Jahr gedauert hatte. Ich fühlte mich sehr geehrt.

Warum sind die „Abenteuer von Tom Sawyer“ Ihr Lieblingsbuch?

Ich hab das zum ersten Mal mit vielleicht zehn Jahren gelesen und bin sofort darin verschwunden. Mark Twain ist einer der größten Autoren, die es überhaupt gegeben hat. Diese ganze Welt, die Charaktere, die Liebe zur Natur und zum Mississippi, die Abenteuer der Jungs: das war wie eine Fluchttür, durch die ich jederzeit gehen konnte.

Ein Termin hat Sie auf der aktuellen Tour auch nach Rügen geführt. Welchen Eindrücke nehmen Sie mit?

Ich habe hier zwei waschechte Rüganerinnen mit viel Humor kennen gelernt, die mich sehr fasziniert haben. Außerdem mag ich die östliche Ostsee sehr gerne, sie ist viel schöner als die westliche Ostsee. Das erste Mal war ich schon im November ´89 auf Rügen, damals noch als Westberlinerin.

Wäre ein Haus direkt am Meer eine angenehme Vorstellung?

Schon als Kind habe ich sehr viel über Meere und Flüsse gelesen. Jim Rakete hat mal zu mir gesagt, dass meine Lieder voll von Meer, Flüssen, Tieren und dem Mond wären. Genau so faszinierend fand ich aber auch die andere Seite, Phänomene wie den „Blanken Hans“ oder Tsunamis. Direkt am Strand würde ich deshalb wohl nicht wohnen wollen. Ich habe aber eine Zeit lang mal auf Bali gelebt und war vom Indischen Ozean sehr fasziniert. Das Wellenspiel und die Sonnenuntergänge konnte ich mir stundenlang angucken.

In den 1970er Jahren haben Sie auch in Hamburg gelebt und dort unter anderem das Büro von Udo Lindenberg geleitet. Welche Bilder sind von Elbe und Nordsee geblieben?

Die Elbe war sehr wichtig. Damals gab es ja noch keine Mobiltelefone, und manchmal hat mein Chef den Fehler gemacht, zu sagen, dass er mich gerade nicht braucht. Dann bin ich auf eine kleine Schiffsreise gegangen und habe auf der Elbe die Texte für mein ersten beiden Alben geschrieben. Im Büro kam ich ja zu nichts.

Die aktuelle CD heißt „Ungerecht wie die Liebe“. Ist die Liebe irgendwann ungerecht zu Ihnen gewesen?

Das kann ich Ihnen leider nicht verraten.

Wir danken Ihnen für das Gespräch.

Interview: Ricky Laatz


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