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:: Über Lebenswege, Hollywood & das Versprechen an einen guten Freund

Sie sind 1928 in Berlin Wedding geboren und später ins Oberallgäu gezogen. Welche guten & schlechten Kindheitserinnerungen haben sich Ihnen eingeprägt?

Als ich mit sechs Jahren in die Schule kam, war dieser österreichische Anstreicher in Deutschland schon seit einem Jahr als Diktator unterwegs. Sein Bild hing in jedem Klassenzimmer, sogar auf dem Klavier meiner Mutter stand eine Büste. Ich hatte wirklich liebenswerte Eltern, aber beide haben sich von Hitler verblenden lassen und die Folgen nicht gesehen. Das hatte auch mit ihrer Arbeitslosigkeit zu tun, wie bei vielen Millionen anderen Deutschen. So bin ich eben in Sonthofen als Nazikind erzogen worden, später auf der Eliteschule sowieso.

  • Hardy Krueger
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Fotos: Holger Martens

Wie veränderten sich diese Eindrücke, als dann in Berlin die Zeit beim Film begann?

1943 spielte ich unter Alfred Weidenmann im Kinofilm „Junge Adler“. Dort lernte ich den wunderbaren Ufa-Star Hans Söhnker kennen, der mit Hans Albers in der Halle nebenan „Große Freiheit Nr. 7“ drehte. Er hat mich dann unter seine Fittiche genommen. Hans Söhnker hielt in seinem Landhaus außerhalb Berlins jüdische Mitbürger nicht nur versteckt, sonder half ihnen mit einer kleinen Organisation auch bei der Flucht in die Schweiz. Viele Menschen haben ihm das Leben zu verdanken. Auch ich persönlich habe ihm vieles zu verdanken, denn er hat mich aufgeklärt, zum Beispiel mit dem Satz „Dein Halbgott Hitler ist ein Verbrecher“. Jetzt musste ich mich als Fünfzehnjähriger entscheiden, wem ich mehr glaube: meinen Eltern oder ihm. In mir gab es dann eine große Wende, die dazu führte, dass ich in seiner Organisation als Kurier mitwirkte und zwei Jahre vor Kriegsende wusste, dass der Krieg verloren ist. Aus diesem und anderen Gründen bin ich Sönker mein ganzes Leben lang dankbar gewesen.

Nach 1945 startete Ihre große Karriere im Theater und beim Film. Heute sind Sie als Schauspieler, Weltenbummler & Geschichtenerzähler bekannt. Wie hängen diese drei Dinge zusammen?

Als Schauspieler und auf der Bühne habe ich dabei mitgeholfen, die Geschichten zu erzählen, die andere geschrieben haben. Dabei hatte ich mir mit fünf Jahren fest vorgenommen, zwei Dinge zu tun: einmal wollte ich fliegen, und dann wollte ich unbedingt schreiben. Mit dem Fliegen ging es relativ schnell. Mit dreizehn bin ich in Sonthofen zum Segelfliegen abkommandiert worden. In den 1950er Jahren habe ich dann meinen Motorflugschein in der Schweiz gemacht. Was das Schreiben betrifft: Ich habe einfach so lange nicht aufgegeben, bis meine Texte dann irgendwann endlich gedruckt wurden. Heute sind daraus sechzehn Bücher geworden. Das Weltenbummler-Projekt kam dann auch mich zu, als der NDR auf mein Tagebuch „Sibirienfahrt“ gestoßen war.

Diese Reise war ursprünglich ein Versprechen an Ihren besten Freund?

Ja, mein bester Freund Peter Finch hatte immer Angst vorm Fliegen und fuhr deshalb gerne mit der Eisenbahn. Er hatte mir das Versprechen abgenommen, eine Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn zu machen. Leider ist er viel zu früh verstorben, so dass ich diese Reise dann zusammen mit meiner Frau Anita antrat. Daraus und aus dem Filmdreh „Das rote Zelt“ in Moskau entstand dieses Buch. Der NDR bat mich dann, eine solche Reise einfach mit der Filmkamera zu machen. Geplant war das nur für zwei oder drei Sendungen. Aber dann konnte keiner mehr loslassen, der Erfolg war da, und vor allem auch der Spaß und die Wissbegierde.

War das Ihrer Hollywood-Karriere zuträglich?

Nein, keineswegs. Ich wusste, dass ich meine Filmkarriere aufs Spiel setze. Aber diese Reisen ermöglichten mir so unglaubliche Begegnungen mit Menschen anderer Götter, anderer Religionen, Hautfarben, historischer und kultureller Hintergründe. Zum großen Erfolg trug meiner Ansicht nach die Tatsache bei, dass Anita und ich zuerst allein in das jeweilige Land reisten, um die Menschen kennen zu lernen und Geschichten zu finden. Das Filmteam kam erst nach, wenn ich fünf bis sechs Rahmenhandlungen geschrieben hatte. Ich habe bei diesen Begegnungen so unglaublich viel gelernt, viel mehr, als sich in den Sendungen mitteilen ließ. Dennoch haben die Zuschauer zu Hause glaube ich einen authentischen Einblick bekommen, wie die Menschen in Indien sind, in der Antarktis oder in Schottland. Und aus geplanten drei sind es 35 Folgen geworden.

Sie haben mit zahlreichen berühmten Filmpartnern gearbeitet. Können Sie eine besondere Anekdote erzählen?

Das tue ich ungern. Denn ob es John Wayne, Jimmy Stewart und Sean Connery sind, Claudia Cardinale, Charles Aznavour oder Lino Ventura: das sind alles wunderbare und auch einfache Menschen. Ich möchte deshalb nicht einen von ihnen nach vorne rücken. Sie sind zusammen ein Ensemble guter Freunde und Menschen, die ich bewundere und als Schauspieler sehr respektiere.

Gibt es aktuell Kollegen, die Sie gerne sehen?

Wenn, dann nur gute. Es gibt ja in Hollywood oder England eine ganze Reihe wunderbarer Schauspieler, beispielsweise Colin Firth aus „The King´s Speech“, der zu Recht den Oscar bekommen hat. Gott sei Dank ist der deutsche Film auch wieder besser geworden, nicht rundherum, aber man bemüht sich doch. Natürlich gibt es auch hierzulande wunderbare Kollegen, und ich wünschte sehr, es wäre leichter für die richtig guten Schauspieler und auch für die Produzenten, noch mehr anspruchsvolle deutsche Filme zu machen. Das „Leben der Anderen“ ist auch ein sehr gelungenes Projekt.

Woher kommen Ihre künstlerischen Stärken und Antriebe?

Als meine Mutter noch lebte, hat sie einmal zu mir gesagt: „Wo kommt das bloß her?“ Denn keiner aus unserer Familie war Schauspieler, Schriftsteller oder Künstler, eher der Beruf des Kuh- oder Schafhirten war in unserer Gegend verbreitet. Allerdings haben genau diese Hirten den Menschen in ihrem Dorf, den Kindern und den Alten, auch Geschichten erzählt. Und dort sehe ich die Verbindung zu mir.

Was ist das Faszinierende an Afrika?

Darüber könnten wir im Prinzip stundenlang sprechen. Da brauchen Sie nur die großen Autoren zu lesen, die über diesen Kontinent Bücher und Romane geschrieben haben. Eigentlich muss man selber dorthin gehen, denn wenn man diese Reise einmal gemacht hat, kennt man die besondere Faszination, die von Afrika ausgeht. In mir sitzt das ganz tief drin, und diesem Thema habe zum Beispiel meinen Roman „Wer stehend stirbt, lebt länger“ gewidmet.

Sie sind unter anderem auch Offizier der französischen Ehrenlegion. Welche Rechte & Pflichten sind damit verbunden?

Ich muss mich immer anständig benehmen (lacht). Marlene Dietrich wurde diese Ehrung übrigens auch zuteil, wir sind bislang die einzigen beiden deutschen Schauspieler.

Haben Sie sich persönlich kennen gelernt?

Ja. Sie ist auf dem Bildschirm und auch hinter den Kulissen eine faszinierende Persönlichkeit gewesen. Marlene ist zwar nicht in Berlin geboren, aber wir waren mit demselben Berliner Humor ausgestattet. Wir haben furchtbar viel gelacht und uns von Anfang an gut verstanden. Wir lernten uns seinerzeit in New York kennen, in Paris habe ich sie dann nicht mehr treffen können, weil Marlene niemanden sehen wollte.

Wie sehen Ihre nächsten Pläne aus?

Ich werde wahrscheinlich weiter schreiben. Und wenn das Angebot für einen guten Kinofilm kommt, dann würde ich mich auch sehr freuen. Aber er muss wirklich gut sein. Andererseits stecke ich noch so voller Ideen für die nächsten Bücher, dass mein Hauptberuf wohl doch der des Geschichtenerzählers bleiben wird. Das Vorlesen dieser Geschichten macht mir aber auch sehr große Freude, also wird es auch weiterhin Lesungen mit mir geben. Dabei ist es unheimlich spannend und erfüllend, Menschen dabei zu beobachten, wie sie zuhören. Ob sie die Augen schließen oder geöffnet und fokussiert halten. Fast jeder Zuhörer macht das ein bisschen anders und zeigt andere Reaktionen als sein Sitznachbar.

Interview: Tom Richter


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