:: Links die Ostsee, rechts die ganze Welt
Ein Besuch in der Kunsthalle Kühlungsborn
Diese Kunsthalle im Seebad Kühlungsborn ist ein kleines und feines Jugendstil-Gebäude, das weniger als 20 Meter vom Meer entfernt liegt. Auf einer Fläche von 8 x 15 x 6,5 Metern finden sich heute große Kunstausstellungen, erfolgreiche Pianisten und Jazz-Tage, das Internationale Gitarren-Festival, Kanzler und sogar Nobelpreisträger.
Fotos: sand7mediaDie Idee zur Gründung dieses besonderen Musentempels geht übrigens direkt auf einen Ministerpräsidenten zurück. 1990 war die Kunsthalle noch in einem ziemlich schlechten Zustand und wurde für eine Ausstellung provisorisch hergerichtet, die auch vom Landesvater Alfred Gomulka besucht wurde. Kurze Zeit später fand sich der heutige künstlerische Leiter Franz N. Kröger bei einem Gespräch in der Staatskanzlei wieder. Thema: eine mögliche Neueröffnung und dauerhafte Betreibung dieser Kunsthalle direkt am Meer. Der Rest ist Geschichte, die bis heute andauert und immer neue, farbig schillernde oder wohlklingende Episoden schreibt.
Auch Ministerpräsident Harald Ringstorff war hier mehrmals zu Gast, außerdem Rudolf Scharping, Helmut Kohl, regelmäßig Björn Engholm, Norbert Blüm oder Eva Köhler. Armin Mueller-Stahl war in der Kunsthalle zu sehen, Originalgrafiken von Günter Grass, Udo Lindenberg als Besucher und Hardy Krüger Senior mit einer Lesung. Wer hierher kam und die Kunsthalle noch nicht kannte, war immer begeistert von ihrer Lage am Ostseestrand, von der klaren Architektur, der Raumwirkung, dem schönen Oberlicht-Fries. Und natürlich abends bei Konzerten vom Sonnenuntergang überm Meer. Wo gibt es das sonst noch?
Franz N. Kröger, Geschäftsführer & Künstlerischer Leiter
Ist das mecklenburgische Kühlungsborn über die Kunsthalle tatsächlich weltweit vernetzt?
Ja, das kann man so sagen. Wir haben in den letzten 20 Jahren Künstler von allen Kontinenten hier in Kühlungsborn begrüßt. Mit Brasilien, New York, Los Angeles, China und Korea, Marokko, Nordafrika, den Balkanländern, Basel und Paris, der mittleren Mongolei oder Skandinavien hat die Kunsthalle eine internationale Vernetzung erreicht. Und bei Events wie unserem Gitarren-Festival sind heute ganz selbstverständlich Grammy-Preisträger zu Gast. Auch die Kombination Kunst an den Wänden und regelmäßige Livemusik – da ist für eine kleine Kunsthalle relativ einmalig.
Welche Projekte möchten Sie hier unbedingt noch verwirklichen?
Da fällt mir Pat Metheny ein, einer der größten Gitarristen und Jazzmusiker, der außerdem auch elektronische Musik komponiert. Oder Keith Jarrett auf der Durchreise bei uns am Klavier. Dann würde ich gerne eine Ausstellung mit Neo Rauch, Markus Lüpertz oder Gerhard Richter machen. Helmut Newton wäre interessant, ebenso wie Karl Lagerfeld. In diesen Dimensionen dürfen wir jetzt, 20 Jahre später, denken.
Kunsthalle:
- Erbaut 1907-08 als Luxuslesehalle im Jugendstil
- Einrichtung mit dunklen, massiven Eichenholzmöbeln
- Bis 1917 Nutzung nur Männern vorbehalten, die hier Pfeife rauchten und die Weltpresse lasen.
- Spätere Funktionen als „Milchtrinkhalle“, „Ostseewasserkur-Trinkhalle“ und Ausstellungsort
- Ab 1960 wird das Gebäude teilweise von der Kunsthalle Rostock sowie für die Sommersaison des Volkstheaters Rostock verwendet.
- Etwa 30 Jahre lang bis 1989 Nutzung als Sport- und Tischtennishalle